Mittwoch, 16. Februar 2011

Das Desire

 Obwohl ich Begierde im Normalfall doch eher mit nicht-technischen Dingen verbinde - das Attribut "fleischlich" würde das Ganze noch deutlicher in die beiden eher angedachten Richtungen stellen - hat sich vor kurzem eine neue Begierde in mein Leben geschlichen.
Sehr zum Leidwesen meiner Verlobten befindet sich seit einigen Wochen ein HTC Desire in meinem Besitz. Seitdem muss ich aufpassen, dass das Verlangen ebendieser wunderbaren Frau nach meiner Gesellschaft nicht zu sehr mit meinem Desire kollidiert (ein kleiner Wortwitz speziell für meinen ersten Follower).



Jedenfalls hatte ich nach drei zufriedenen Jahren mit meinem SonyEricsson k800i, mit dem man übrigens auch ins Internet und vergleichsweise gut fotografieren kann, das Gefühl ich brauche eine neues "Handy".
Natürlich war die Verlockung groß, das ganze eher unter dem Spass-Faktor als unter dem Vernunftaspekt zu betrachten.
Schließlich sind die Zeiten vorbei, als man sich noch voller Begeisterung neue Rechner aus Einzelteilen zusammenschraubte und mit ausgeklügelten Betriebssystem-Konfigurationen das Letzte aus der CPU-Fassung und den Jumper-Steckern herausholte.
Aber heute: Man kauft sich den Rechner oder baut ihn nach der ct Anleitung für Energiesparrechner (sic!) zusammen, installiert ein einigermassen aktuelles Windows, welches (oh Schande) sogar noch gekauft wurde und benutzt dann einfach den Rechner. Man nimmt sich vielleicht vor "mal wieder was zu programmieren" oder "neue Programme" auszuprobieren und surft dann letzendlich doch nur im Internet und auf YouTube.
Selbst die ordentliche private Briefvorlage wurde letztendlich nie auf die neueste OpenOffice Version angepasst.

Kurzum man vermisst es doch, wieder ein "Spielzeug" zu haben. Eins zum konfigurieren, personalisieren und "rumprobieren". Irgendetwas, dass cooler, neuer und "aufregender" als der alte Computer auf dem Schreibtisch ist. Der Reiz des Neuen... ein mobiler Zugang in die Cloud... Tetris überall?

Ein schicker angebissener Apfel kam für mich nicht in Frage, da Design bei mir nicht über Freiheit geht und ich mich noch nicht zu alt fühle, für ein Gadget mit dem man sich auch ein bisschen beschäftigen muss ;-)
Also war ein schicker Androide angesagt.
Ich gebe es zu: ich finde Google eigentlich cool. Wenigstens macht die "don't be evil" company wenig heimlich, eigentlich weiss man worauf man sich einlässt.

Die Frage am Anfang war nur:
Fange ich klein an, mit einem einfachen Samsung oder LG in der 200 Euro Klasse oder gönne ich mir was richtiges wie das Galaxy S?
Nachdem ich das Galaxy bei einem Kollegen gesehen habe, kamen mir schon Zweifel: zu gross, kurze Akkulaufzeit und doch sehr teuer.
(Da schlägt das 50%ige Allgäu-schwäbische Blut wieder durch).
Das kleine Samsung habe ich dann einfach mal beim Geizigen in die Hand genommen und ausprobiert und es war dann doch zu klein, die Bildschirmtastatur hat selbst bei meinen zarten Physikerhänden nicht wirklich flüssig funktioniert. Ergo: weitersuchen.
Letzter Sparversuch das LG P500 Oprimus Prime: schon besser. Das Gehäuse fühlt sich zwar deutlich Plastikhafter an, als bei Samsung, aber der Screen macht einen besseren Eindruck, hat auch eine höhere Auflösung, was der Bildschirmtastatur deutlich zu gute kommt.
Es ist zwar auch nicht die Königsklasse der Wuppzidität, aber auf den Preis bezogen hat es sich gar nicht schlecht angefühlt.
(Da lacht die schwäbische Chromosomenhälfte, aber der technophile Physiker in mir war noch nicht zufrieden)

So dann, weitere Recherche, Excel Tabellen mit Leistungsdaten ausgefüllt, Testberichte und User-Reviews gewälzt.
(Was die Leute da so schreiben wird sicher noch Stoff für das eine oder andere Posting liefern)
Neue Quintessenz: Es muss schon einigermassen schnell sein (>800MHz) - Wuppzidität ist wichtig!!
Bildschirm auch! Man will ja schließlich vor einem Rollkragen-Jünger sein Smartphone zeigen können ohne sich zu schämen.

Neue Kollegenrecherche (Softwarelastige-Firmen sind ein Paradies für Gadget-Erfahrungen) bringt das Motorola Defy ins Gespräch. Spritz-, Kratz- und Stossfest, was für den Grobmotoriker mit den zarten Fingern gar nicht schlecht ist. Als ich gesehen habe, dass es auch eine Foto-LED hat, ist ein neues Feature in der Priorität höher gerutscht. Irgendwie war es doch immer nett abends mit Freunden ein paar Schnappschüsse zu machen, auch wenn sie verrauscht sind und Farben zeigen, die nicht mal in den übelsten Kneipen unterboten werden.

Aber dann habe ich in der grossen Vergleichstabelle plötzlich das HTC Desire entdeckt. Schnell (1GHz!), hohe Auflösung (480x800) trotzdem nicht zu gross (3.7") und naja Akkulaufzeit kann man laut User-Reviews wohl "in den Griff bekommen".
Photo LED hat es auch und nachdem ich es beim Geizigen einmal in die Hand genommen habe, war es um mich geschehen ;-)
Günstig lieferbar bei Amazon ergo sofort bestellt.

Die beste aller Verlobten kann sich noch gut an den Samstag erinnern, als ich völlig entspannt den ganzen Vormittag alle 5min auf der DHL Seite "reload" gedrückt habe. Wie gesagt, völlig entspannt.

Das HTC Desire - So kam es an

Die Spannung wurde dank der vorbildlichen Versandpolitik der Amazone des Warendschungels trotz Bestellung Donnerstag Nacht noch am Samstag aufgelöst. Wir waren noch nicht zum samstäglichen Shopping-Bummel aufgebrochen, da kam der freundliche Herr in Gelb-Rot.
Der aufmerksame Leser (hallo Martin) kann nun einen mentalen Sprung zum Anfang des Textes durchführen und sich die ersten Aufmerksamkeitsdefizite meinerseits gegenüber meiner geliebten Lebensbegleiterin vorstellen.
Die Nerds unter meinen Lesern werden mich verstehen: Man muss so ein Smartphone nun mal sofort intensivst ausprobieren, konfigurieren, dutzende Apps herunterladen, Spiele spielen, fasziniert beobachten wie mich Werbe-EMails auch beim Einkaufen erreichen und so weiter. Es gibt hierfür auch keine ernstzunehmende Rechtfertigung ausser dem natürlichen Spieltrieb des Physikers der zur Grundlage seiner Ausbildung und seines beruflichen Erfolges zählt (laut Aussage meine ersten Experimental-Physik Professors).

Aber das gibt genug Stoff für ein neues Posting über meine ersten Erfahrungen, installierte Apps und schliesslich vielleicht auch über erste Erfahrungen beim Eintauchen in die App-Programmierung.

Stay tuned.



Der Frutz

2 Kommentare:

  1. Es sei bemerkt, dass obengenannte Dame nun bereits selbst zum Desire greift: "Ich will doch nur spiel`n!"

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  2. Hoho! Dann brauchst Du auch eins, Anja. Dann könnt ihr beide "spiel'n". ;)

    Ansonsten wieder interessant geschrieben, danke für die Vergleichslinks, damit nimmst Du mir einiges an Research ab - aber das ist ja eh Deine Stärke! :)

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