Donnerstag, 5. Mai 2011

Mein Autotelefon

Wer bei diesem Titel zuallererst an sowas denkt, ist wahrscheinlich noch älter als ich. Wer benötigt auch heutzutage noch dezidierte, fest eingebaute Autotelefone, ausser aussertariflich bezahlten, aussendienstlastigen Mitarbeitern in ihren steuersubventionierten 3l+ Dienstfahrzeugen.
Die 3l sind natürlich der Hubraum, und ja ,ich habe ein Problem mit der Subventionierung übergrosser "Dienst"fahrzeuge aber das ist Material für einen eigenen Blog


Heutzutage kann man ja sein normales Handy "schick" im Auto montierern, man hat die Wahl zwischen schlichten Handyhalterungen die am Armaturenbrett geklebt einen sanften Hauch von Baumarkt ins wohldezente Interieur wehen lassen oder schicken Schwanenhaälsen die sich mehr oder minder sanft dem Beifahrer ans Knie schmeicheln.

Man sieht schon, ich mag "aufgesteckte" Lösungen nicht, daher will ich heute die Umsetzung meines "eingebauten" Autotelefons beschreiben und vor allem das Zusammenspiel mit Multi-SIM Karten erläutern. 

Meine letzte Anschaffung eines gepflegten Gebrauchtfahrzeugs bot mir glücklicherweise neben verschiedenen Annehmlichkeiten des modernen Transports auch eine serienmässige Freisprecheinrichtung nebst vorbereiteter Handyhalterung.
Diese ist zwar auch nicht unbedingt als die dezenteste Unterbrechung der Interieur-Linien zu werten, dafür ist verbirgt sie keine Lüftungsgitter oder ähnliches und benötigt keine Freilandverkablung quer zum Zigarettenanzünder.
Und die einegabute Bluetooth-Freisprecheinrichtung ermöglicht auch noch den Verzicht von auf  dem Aschenbecher liegenden oder dezent an der Sonnenblende steckenden Freisprech-Lautsprechern.

Apropos Stromversorgung im Auto, manchmal frage ich mich, ob unsere Enkel irgendwann auf diesen grossen, anachronistischen Stecker im Auto schauen werden und uns fragen werden: "Was waren den eigentlich Zigaretten und was haben die mit unseren SmartPad Akkus zu tun?"
(Wahrscheinlich müssen wir ihnen dazu das Auto in irgendeinem Kellerversteck zeigen, wo wir noch eins aus den "guten alten Zeiten herübergerettet" haben)
Warum hat man eigentlich so lange gebraucht, um USB Stecker als universelle "Lademöglichkeit" bzw. Stromversorgung auch im Auto zu etablieren? Stattdessen fuhrwerken wir im dritten Jahrtausend der westlichen Zeitrechnung immer noch mit Ladesteckern herum, die groß genug erscheinen, um den Windstrom aus Schleswig-Holstein nach Stuttgart zu transportieren aber as daran anschiessende Kabel so dünn und verdreht ist, dass es hauptsächlich dazu dient, beim aussteigen daran hängenzubleiben.

Kurz gesagt, die Möglichkeit, das Handy im Auto einzustecken und ohne weitere Verkablung aufzuladen und zu benutzen gefiel mir so sehr, dass ich oben noch nicht genannte Lösung 3 für eine Handyhalterung meines damaligen Klotzes gewählt habe: Die überteuerte Serienlösung des Autoherstellers. In der Bucht zu einem menschenwürdigen Preis (immer noch zu teuer) ersteigert und auf die "Mobiltelefonhalterungsvorbereitung" (wer erfindet solche Worte) aufgesteckt.

Vorteile waren danals und heute: Das Handy ist im Auto aufgeräumt und wird geladen. Die Freisprecheinrichtung funktioniert einwandfrei und unterbricht bei Bedarf Radio/CD. Die Position ist gut, um es vom Fahrersitz aus zu bedienen ohne die Bewegungsfreiheit der besten aller Verlobten auf dem Beifahrersitz einzuschränken.
Die manuelle Bedienung vom Fahrersitz aus ist auch gleich der Hauptnachteil:
Was die ausführlichen Informationen auf der Webseite mit den vier Ringen leider nicht so deutlich hervorgehoben haben:
Zur vollständigen Bedienung gehört eigentlich ein Multifunktionslenkrad oder aber eine lausige Spracherkennung.
Ich erspare mir weitere Schilderungen von mir im heftigen Disput mit der Sprachsteuerung meines Handys.

Wie auch immer, ich war sehr zufrieden mit der Halterung und wollte das nach möglichkeit auch mit meinem neuen Smartphone beibehalten. Warum also nicht das alte Handy als "Autotelefon" ständig eingebaut lassen und bei Bedarf benutzen.

Da ich aber schon unter einer Nummer erreichbar bleiben wollte musste eine Multi-SIM Card her. Also mehrer SIM Karten, die unter der geichen Nummer zu erreichen sind. Da auch ein Vertragswechsel anstand, wollte ich mich mal informieren was es da gibt und wieviel das kostet.

Die erste Überraschung: Multi-Cards oder wie auch immer sie bei den Anbietern heissen gibt es (zur Zeit meiner Recherche, also Anfang 2011) nur bei den "Big three", also bei Vodafone, T-Mobile und O2. Schon bei Eplus wird Base sehr wörtlich genommen.
Auch reseller der Netzbetreiber bieten die Karten nicht an. Also nichts mit günstigen Prepaid Tarifen brüllender Lamas oder ähnlichem.

Da ich dann nicht gross wechseln Wollte, habe ich mich für die Multi-Cards von O2 entschieden. Die kosten einmalig 25 Euro, weitere Kosten fallen nicht an.
Die Konfiguration erfolgt entweder per Internet oder direkt am Mobilteil mittels USSD Codes, das sind die lustigen Telefonnummern, die mit '*' beginnen und mit '#' aufhören.

Internet-Konfigurationen sind natürlich bequem am Webinterface zu erledigen, können aber bis zu 12-24 Stunden Bearbeitungszeit in Anspruch nehmen. Typischerweise waren es bei mir aber meist in einer Stunde erledigt.

Was kann man mit den Multi-Cards nun genau machen? Man kann die bis zu drei Karten natürlich ersteinmal auf beliebige Mobilgeräte verteilen. Bei mir also eine in das Smartphone und eine in das alte Handy, für den Verbleib im Auto.

Nun muss man die Anrufweiterleitung konfigurieren. Es kann nämlich immer nur eine Karte "aktiv" sein, also Gespräche an die Handynummer empfangen.
Telefonieren kann man immer mit beiden Karten, nur nicht gleichzeitig. Ich hab's natürlich ausprobiert, das zweite Handy bekommt nur ein "Der Anschluss kann zur Zeit nicht erreicht werden".
Im Webinterface kann man einstellen wo SMS/MMS hingeschickt werden sollen. Entweder auf das gerade Empfangende Mobilteil oder immer auf eine feste SIM. Da ich SMS natürlich immer auf meinem "grossen" lesen möchte, stelle ich hier den Empfang fest ein.
Dann kann man Anrufweiterschaltungen definieren. Also ob zum Beispiel ein Gespräch an  Karte 2 geleitet werden soll, wenn Karte 1 besetzt oder aus ist.
Dann  müsste ich aber immer das "grosse" ausschalten oder in Flugmodus setzen, wenn ich übers Auto erreichbar sein möchte. Aber abgesehen davon, dass ich dieses auch mal zum Navigieren, Stauabfragen oder Tochter bespassen benötige, würden dann in jedem Funkloch in das ich mit dem Haupthandy gerate, alle Anrufe aufs Auto gehen, anstatt auf die Mailbox.
Falls ich dann mal länger nicht ans Auto komme, würde ich die Anrufe nicht mehr mitbekommen. Nicht, dass ich so viele Anrufe bekomme, aber garantiert der eine Wichtige der mal kommt, ist dann verbummelt.

Ich habe schließlich den SMS-Empfang wie gesagt fest auf das Haupthandy eingestellt und wechsle den aktuellen Empfang sozusagen dynamisch per USSD Code. Dazu gibt man einfach auf dem Handy, das man jetzt benutzen möchte *123# ein und es ist "scharf".

Den Code habe ich auf dem Smartphone per Direktwahl auf dem Hauptbildschirm und im Autotelefon ganz oben im Telefonbuch. Somit ist ruck-zuck umgeschalten. Einziger Nachteil, wenn man in einer Tiefgarage ohne Empfang aussteigt, muss man drandenken es dann draussen umzuschalten. Ansonsten kann man danach einen ruhigen Einkaufsbummel unternehmen.

Mit dem Code *122# bekommt man übrigens die aktuelle Konfiguration per Popup eingeblendet.

Schick wäre jetzt natürlich wenn das Umschalten automatisch erfolgen würde, z.B. wenn das Autotelefon sich per Bluetooth mit dem Auto verbindet. Aber dafür fehlt mir dann doch die Muße, dafür jetzt noch in Hardwarenahe Programmierung des alten Sonys einzusteigen.

Es gibt auch hardwarelastige Bastellösungen, die das Handy in der Halterung quasi mit dem Auto, bzw. der Zündung einschalten und ansonsten ist es komplett abgeschalten. Dies zusammen mit einer entsprechenden Rufmumleitung wäre auch eine Möglichkeit. Aber mangels Muße und idiotensicheren Bild-für-Bild Löt-/Bastelanleitung lasse ich das auch erstmal.


Automobile Grüsse

derFrutz




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