Dienstag, 22. Februar 2011

HTC Desire - Die Akkulaufzeit

Wie bereits angesprochen, ist die Akkulaufzeit - oder Standby-Zeit - von Smartphones ein grosses Problem heutzutage. Das Desire ist davon nicht ausgenommen.

Natürlich verbringt man die ersten Tage (oder waren es Wochen?) mit intensivem ausprobieren, einstellen, always-on sein usw. Und merkt dann, dass es knapp wird einen Tag mit einer Akkuladung durchzuhalten.



Dann denkt man natürlich an sein (nostalgisch verklärtes) nicht-smartes Handy, das tagelang durchhielt ohne die Nähe zu externen Energiespendern suchen zu müssen. Und das konnte doch auch schon Internet und E-Mail, jawoll.
Genau, Internet und E-Mail auf 240x320 Pixeln und mit maximal 384 KBit/s UMTS, kein WLAN usw.
Seien wir ehrlich, die alten Dinger hat man doch wirklich hauptsächlich fürs Telefonieren und SMSen genommen. E-Mail checken war eher eine Notlösung, wenn es denn sein musste und Internet? Nun ja, Flaschenhals durchs Schlüsselloch würde ich sagen.

Von daher möchte ich deutlich und in aller Klarheit sagen:  
Man kann die Akkulaufzeiten herkömmlicher Mobiltelefone 
*nicht*
mit denen eines aktuellen Smartphones vergleichen.

Das sollte eigentlich, solange es keinen Quantensprung in der Akkutechnik gibt und Brennstoffzellen im handlichen Masstab noch nicht serienreif sind, ein no-brainer sein; aber wer einige Tage lang User-Reviews liest zweifelt deutlich daran, dass so etwas wie "gesunder Menschenverstand", der diese Feststellung offensíchtlich machen würde, ein überschätzter Mythos zu sein scheint.
Ihn zu haben, scheint schon fast sowas wie eine Krankheit zu sein und somit zeigt sich durch reductio ad absurdum, dass "gesunder Menschenverstand" nicht existieren kann; Ich schweife ab.

Absolut gesehen ist es allerdings schon gerechtfertigt, Akkulaufzeiten von < 1Tag als unzureichend zu deklarieren. Das ist erst einmal frustrierend.
Aber ob Auto, Heizung oder Energiesparlampe, Energie sparen liegt im Trend. Es gibt einige Einstellungen, die man deutlich auf optimalen Energieverbrauch anpassen kann:
  • Zuerst der größte Energiefresser, der Bildschirm:
    Bei 100% Helligkeit, kann man ihn zwar auch draussen gut ablesen, aber LCD Bildschirme brauchen eine Beleuchtung und die frisst Strom; die Glücklichen die ein Desire mit AMOLED Bildschirm haben sollen jetzt einfach froh sein und still geniessen.
    Die anderen sollten sich eher nicht auf die Umgebungslicht-Automatik verlassen. Diese regelt wohl eher sehr dezent herunter und bevorzugt (vermutlich aus Marketing Gründen) eine eher helle und klare Anzeige.
    Ich habe die Helligkeit in Räumen eher auf 15-20% fix eingestellt und kann so schon einiges sparen. Es gibt praktische Apps, z.B. Brightness Level, die das direkt als Widget leicht bedienbar machen.
  • Hilft immer - Bildschirm abschalten:
    Natürlich ist eine kurze Zeitspanne für den automatischen Bildschirmschoner dadurch aus genannten Gründen ebenfalls von Vorteil. Hier muss man einfach eine gute Einstellung ausprobieren.
  • Always online, Synchronisierungen:
    Der nächste Energiefresser ist alles was das Smartphone mit der grossen, weiten Welt verbindet. Die Cloud ist sozusagen eine Energiesenke ersten Grades.
    Wenn man WLAN und UMTS nur bei Bedarf einschaltet und vor allem die Facebook und ähnlichen Synchronisationen auf niedrigere Frequenzen stellt (oder gar nur bei Bedarf) gewinnt man eine Menge Zeit die Posts auch in aller Ruhe zu lesen.
  • Die CPU:
    Das Desire hat in der Tat eine recht kräftige CPU mit 1GHz, die aber intelligent heruntergetaktet wird und nur nach Bedarf stromhungrig hochtaktet; dabei wird übrigens eine Menge Wärme erzeugt.
    Also alles was nicht dringend benötigt wird ausschalten, z.B. bewegte Bildschirmhintergründe und ggfs. hyperaktive Widgets.
    Daher saugen auch typischerweise grafisch aufwendigere Spiele am Akku.
  • GPS:
    Ist nicht so kritisch wie man denkt, da es normalerweise nur bei Bedarf angeschaltet wird. Wenn man also nicht gerade die ganze Zeit Google Maps laufen hat, auch kein Problem.
    Bei Verwendung als Navi ist allerdings ein gutes Autoladekabel vonnöten; ich verweise mangels eigener Erfahrung auf diesen Post von TeamAndroid zum Thema KfZ Ladekabel:
    Es gibt wohl einen etwas gemeinen Trick von HTC, dass nur bei Verwendung von original Ladegeräten (oder speziellen Drittanbietern) wirklich mit 1A geladen wird und nicht mit der USB Spezifikation von 500mAh. Bei ständig laufender Navigation kann es dann wohl trotz Anschluss am Zigarettenanzünder langsam den Akku leersaugen.
  • Fotografieren:
    Ich habe es noch nicht genau gemessen, aber fotografieren und LiveView-Anzeigen szeigen nicht gerade ein Energiebewusstes verhalten. Das sollte man vor allem bei Apps wie Layar oder BarCode-Readern bedenken und sie nicht allzulange weiterlaufen lassen.

Es lohnt sich auch immer ein Blick auf Einstellungen > TelefonInfo > Akku > Akkuverbrauch.
Dort findet man eine grobe Übersicht über die Energiefresser seit dem letzten Aufladen. Genauere Informationen findet man auch in der etwas versteckteren Systeminfo, die man durch "wählen" des Codes *#*#4636#*#* aufruft.

Nach einigen Recherchen im Internet und diversen Foren habe ich mich dazu entschlossen zusätzlich eine App zu installieren, die diverse Einstellungen weiter optimiert und automatisch an die aktuelle Nutzung anpasst.

Ich habe mich für JuiceDefender entschieden, da mir die zeitgesteuerten Synchronisationen gut gefallen haben. Man kann Tag-, Nacht- und Peak-Profile definieren und die typische Update Frequenz für verschiedene Tageszeiten und am Wochenende definieren.
Damit kann man z.B. Nachts auf fast keine Aktivität mehr stellen und tagsüber kann man Zeitfenster einrichten in denen man alle 15min neuesten Dampf aus der Cloud einsaugen kann.

Auch die Möglichkeit das WLAN nur an bestimmten Orten automatisch einzuschalten (z.B. zu hause) ist in Deutschland sicherlich sinnvoll. Schliesslich sind freie Funknetze hier nicht so häufig gesät, dass man sich fast ohne UMTS durch die Stadt bewegen kann.
Diese Funktion ist selbstlernend, sie versucht sich die Funkzellen zu merken, in denen man das WLAN eingeschaltet hat und sich erfolgreich bei einem AP angemeldet hat.

Eine sehr gute Anleitung für den JuiceDefender findet sich in der Bretzelstube.

Ich bin damit zufrieden und finde auch die paar Euro gut angelegt. Ich komme nun bei nicht zu intensiver Nutzung auf 24h Standzeit mit Reserve, bei gutem Willen und wenig surfen sind sicher auch spektakuläre 2 Tage möglich.
Aber wenn ich ehrlich bin: effektiv hänge ich es doch jeden Abend ans Ladegerät und auf der Arbeit an USB.
Allerdings sei vermerkt: heute hatte ich es mal nicht über Nacht geladen und auch nicht auf der Arbeit und hatte abends noch über 50% Akku.
Das ist ok finde ich, nicht super gut, aber ausreichend.
Wer längere Standzeiten will muss entweder auf den nächsten Durchbruch in der Akkutechnik warten oder sich ein kleineres Smartphone zulegen.
Na gut, angeblich hat auch das Rollkragen Statussymbol bessere Laufzeiten, das kann ich aber mangels Vergleich nicht direkt bestätigen.

Aber bitte, bitte nicht jammern, warum das alte Ziegelsteinhandy 3 Wochen Standzeit hatte. 

Um das ganze im Wohnzimmer eleganter unterzubringen, werde ich demnächst sicher noch über eine schöne Ladestation, ggfs. auch für einen Zweitakku nachdenken.



Stay tuned

DerFrutz







    4 Kommentare:

    1. "Internet und E-Mail auf 240x320 Pixeln und mit maximal 384 KBit/s UMTS, kein WLAN usw."..

      Ähm... Ich hab so ein Ding. Ist sogar ein Smartphone und sogar von HTC (Windows Mobile). Hmm... Jetzt fühle ich mich echt total out! :D

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    2. Zur Unterwegsversorgung habe ich im Auto eine USB-Autoladebuchse (bis 2A) für alle mobilen Geräte, die sich mit USB laden lassen. Und 1A-Ladestrom würde beim Anschluss an viele PCs den Motherboard-Anschluss grillen.

      Wenn ich bei meinem Ideos alles aktiviere (WLAN oder UMTS+Hotspot, GPS, HD-TV-Stream-Anzeige + 5 Min Synchronisation) dann reicht der Akku rund 30 Stunden, das wären dann 1000 Ladezyklen in 3 Jahren. Kein Problem, solange das Teil mehr als 20 Stunden arbeitet und über Nacht lädt. Ich brauch auch mindestens 4 Stunden Schlaf.

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    3. Nun ja, das Ideos hat auch nur etwa ein Viertel der Display-Auflösung (und ist fast 1" kleiner), zusammen mit der halb so schnellen CPU macht das natürlich ein ordentliches Plus auf der Seite der Akku-Standzeit.
      Aber will ich damit wirklich Google Navigation betreiben ;-)

      Letztlich ist das das Fazit, man muss sich bei der Auswahl des Handsets eben entscheiden: Features oder Akkulaufzeit. Und das Streichen von Displaygröße ist natürlich das effektivste für die Standzeit.

      Sind die 30h echte Erfahrungswerte, also wirklich 30h ununterbrochen TV Stream und parallel Google-Tracks aufgezeichnet (damit das GPS auch wirklich aktiv ist) bei aktivem UMTS?
      Das wäre echt beeindruckend.

      Gruss
      DerFrutz

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    4. Ach ja, wegen Autoladekabel: Wie ich geschrieben habe, die USB Buchse im Auto könnte auch 5A liefern, ohne original Netzteil/Ladeadapter von HTC (oder spezielle von Drittanbietern) lädt das HTC trotzalledem nur mit USB Spezifikation, d.h. 500mA :(
      Die Marketingabteilung von HTC trägt wahrscheinlich auch (teilweise) schwarze Rollis.
      Wenn sie alle schwarze Rollis tragen würden, würden sie das mehr publik machen, um ihre original Zubehör zu pushen.
      Allerdings habe ich gestern mal wieder mit dem original Netzteil geladen und war erstaunt wie schnell es ging. 2-3h von 10% auf 100%.

      Gruss

      DerFrutz

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